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EDEKA: Kunden werden mit Wärmebildkamera auf Fieber gescannt


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Die Corona-Pandemie verlangt derzeit von allen sehr viel Verständnis und Geduld ab. In einem Edeka-Markt müssen Sie sich nun auch noch das Scannen mit einer Wärmebildkamera gefallen lassen. Warum der Inhaber des Marktes auf diese drastische Maßnahme nicht verzichten möchte, haben wir für Sie in Erfahrung gebracht.

Einschränkungen des öffentlichen Lebens müssen wir nun seit mehreren Wochen aufgrund der bestehenden Corona-Pandemie hinnehmen. Abstandsregeln, geschlossene Geschäfte und Einrichtungen und sogar Ausgangsbeschränkungen sind Maßnahmen, die dem Schutz der Bevölkerung dienen sollen. 

Wenn Sie dieser Tage einkaufen gehen, werden Sie auf Hinweisschilder treffen, die Ihnen bestimmte Verhaltensregeln für den Einkaufsmarkt aufzeigen. Handschuhe werden verteilt, die Einkaufswagen mit Desinfektionsmittel abgewischt und ein Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma weißt Sie am Eingang ab, wenn Sie die Regeln nicht befolgen. 

Der Betreiber eines Edeka-Marktes in Saarbrücken geht sogar noch einen Schritt weiter. Dieser achtet nicht nur auf die Abstandsregel. Hier wird bei jedem Kunden, der den Markt betreten will, die Körpertemperatur gemessen.

Kein Eintritt bei Fieber?

Der Edeka-Markt Lonsdorfer ist in Saarbrücken, im Saarland zu finden. Wer in diesem Markt einkaufen will, muss sich nicht nur an die verbreiteten Verhaltensregeln halten. Der Inhaber des Marktes hat eine  Wärmebildkamera angeschafft und misst damit die Körpertemperatur der Kunden. Wer krank ist, darf nicht in den Markt, berichtet die luxemburgische Tageszeitung L’essentiel

Wie Sie in unserem Artikel zu den Fakten über den Cororna-Virus lesen können, ist ein Symptom einer Corona-Infektion eine erhöhte Körpertemperatur. So wurden beispielsweise alle Personen an den Flughäfen gescannt, die aus einem der Krisengebiete nach Deutschland einreisen wollten.

Daran hat sich der Betreiber des Marktes vermutlich ein Beispiel genommen. Durch die Sicherheitsfirma Matec wurde das System installiert.

Gegenüber t-online.de erklärt der Geschäftsführer von Matec, Mahmut Taşkiran:

Wir haben hier ein System gefunden, das die Kunden weder stört noch sie unnötig gefährdet. Die Kamera misst auf eine Entfernung von drei bis fünf Metern die Temperatur – weniger aufdringlich geht es eigentlich nicht.Mahmut Taşkiran, Geschäftsführer von Matec

Doch es kommen auch Zweifel auf. Immerhin haben viele COVID-19-Patienten gar kein Fieber und können deshalb mit dem Fieberthermometer des Edeka-Marktes nicht erfasst werden. Andererseits kann ein Kunde natürlich auch Fieber haben, ohne an COVID-19 erkrankt zu sein. 

Im Gespräch mit der luxemburgischen Tageszeitung L’essentiel erklärt der Matec-Geschäftsführer:

[…] Besser ein paar rausfischen, als niemanden. […] Es kann ja sein, dass die Person nur zu lange in der Sonne gestanden hat. Dann wird der Test nach einer Minute wiederholt, und wenn alles okay ist, kann der Kunde natürlich ganz normal einkaufen. […]Supermarkt screent alle Kunden auf Fieber – illegal?

Wer Fieber hat, wird nach dem Bericht von L’essentiel zunächst angesprochen und kann die Messung nach ein paar Minuten noch einmal wiederholen. Doch nicht jeder Kunde möchte seinen Gesundheitszustand im Supermarkt checken lassen. Einige Kunden würden es sicher vorziehen, zu einem Arzt Ihres Vertrauens zu gehen.

Ist die Wärmebildkamera überhaupt erlaubt?

Nicht alle Kunden werden von der Fiebermessung im Edeka-Markt begeistert sein. Im Gespräch mit L’essentiel berichtet eine Kundin, dass Sie von dem System gar nichts wusste. Die 30-jährige Lea erklärt gegenüber der Zeitung, dass sie und ihr Freund völlig von der Rolle gewesen sei, als plötzlich der Alarm ertönte.

Zur Zulässigkeit der Wärmebildkamera gibt es bereits jetzt verschiedene Standpunkte. Der Geschäftsführer des Lieferanten ist der Auffassung, dass dies zulässig sei, da keine persönlichen Daten gespeichert werden. Der Supermarkt-Mitarbeiter kann lediglich auf einem Monitor die Temperatur des Kunden ablesen. Ein Anwalt hätte das geprüft. Dagegen erklärt Marco Schömer, Mitarbeiter der Landesbeauftragten für Datenschutz, gegenüber L’essentiel: Bei dieser Technologie gehe es darum, eine Person zu identifizieren. Allein deshalb widerspreche der Einsatz der Datenschutzgrundverordnung.

Ganz unabhängig von der Frage der Datenverarbeitung ist nach Ansicht von Verbraucherschutz.com, dass der erkrankte Kunde vermutlich öffentlich auf die Erkrankung, mindestens auf seinen Gesundheitszustand, angesprochen wird. Das bedeutet, dass auch andere unbeteiligte Kunden etwas davon mitbekommen könnten. Hinzu kommt, dass die Messung ohne konkreten Anlass erfolgt, der die Maßnahme rechtfertigen könnte. Schließlich handelt es sich bei den Kunden des Edeka ja nicht um Reisende aus einem Risikogebiet. Wir bezweifeln, dass ein privates Unternehmen jeden Kunden wahllos unter Generalverdacht stellen und zwangsweise Untersuchungen durchführen darf.  Allein deshalb ist es fragwürdig, ob die Gerichte den Einsatz eines solchen Systems legalisieren.

Datenschützer wie Marco Schömer sehen in dem System zudem die Gefahr der Bloßstellung von Verbrauchern. Kunden, die vom Mitarbeiter der Sicherheitsfirma am Eingang zur Seite gebeten werden, müssen sich ab diesem Moment möglicherweise die skeptischen Blicke durch anderer Kunden und die Verdächtigung erkrankt zu sein, gefallen lassen. Auch wenn das System unauffällig arbeitet, wie es Mahmut Taşkiran beschreibt, bleibt dennoch die Reaktion des Sicherheitsmitarbeiters und eine mögliche Abweisung des Kunden sicherlich nicht unbemerkt.

Datenschutzbehörde leitet Verwaltungsverfahren ein

Nach Informationen von L’essentiel hat die Datenschutzbehörde bereits ein Verwaltungsverfahren eingeleitet. Im Zweifelsfall könnten die Datenschützer die Anlage bis zur rechtlichen Überprüfung und Entscheidung auch stilllegen. 

Was halten Sie von dieser Maßnahme?

Laut t-online.de erklärt das Sicherheitsunternehmen Matec, dass die Messung von 99 Prozent der Kunden positiv aufgenommen wird. Vermutlich wird die Rechtssprechung eine klare Entscheidung darüber treffen müssen, ob der Supermarkt zum Hochsicherheitstrakt wird und damit auch derart tief greifende Maßnahmen zulässig sind.

An dieser Stelle ist wieder Ihre Meinung gefragt. Was halten Sie von dieser Maßnahme? Würden Sie sich scannen lassen oder lieber in einem anderen Markte einkaufen gehen? Teilen Sie Ihre Meinung mit uns und unseren Lesern in einem Kommentar unter dem Artikel. 

Haben Sie Hinweise oder Fragen an die Redaktion, können Sie diese auch in den Kommentaren stellen. Sie erreichen uns aber auch per E-Mai an [email protected].

2 Gedanken zu „EDEKA: Kunden werden mit Wärmebildkamera auf Fieber gescannt“

  1. Anscheinend wird nicht drauf hingewiesen, das diese Messung stattfindet, was mir schon reicht, um sie abzulehnen.
    Es sagt auch nicht aus, warum man wärmer ist, als andere Leute – Fieber ist nicht ansteckend und wird hier genommen, um es Kunden schwer zu machen, denen es vermutlich eh schlecht geht.
    Für mich ein No-Go!

    Antworten
  2. Dümmer geht’s wohl kaum noch. Mal abgesehen vom Datenschutz: Was sagt die erhöhte Körpertemperatur denn aus? Sicherlich nicht, dass jemand das C-Virus hat – und wenn, dann kann man das auch vorher schon haben, symptomlos.
    Das Ganze ist so sinnvoll wie etwa ein Hust– oder Niesverbot beim Einkaufen.
    Wie kommt man bloß auf so blöde Ideen, frag ich mich!

    Antworten

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